Ist das Codex-System zukunftstauglich?

 

Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
World Health Organization (WHO)

Zeit: Freitag, 20. Januar 2023, 09:30 – 11:00 Uhr

Raum: M8

Sprachen: Englisch, Deutsch

Zusammenfassung:

Das Podium, bestehend aus Michel Leporati Neron (Geschäftsführer von CERES, Chile), Kazuaki Miyagishima (Gastprofessor an der Universität Nagasaki), Jenny Reid (Sonderberaterin für Primärindustrien an der neuseeländischen Botschaft in Rom), Maria Helena Semedo (Stellvertretende Generaldirektorin der FAO) und Christiane Wolff (Leiterin der Abteilung für phytosanitäre Regelungen der Welthandelsorganisation), befasste sich mit einer Reihe von Fragen rund um die Herausforderungen, die der Codex-Alimentarius-Kommission (Codex) bevorstehen. Die Podiumsgäste reflektierten sowohl die bisherige Arbeit des Codex als auch ihre eigenen Erfahrungen sowie Themen, die in Zukunft angegangen werden müssen. Im Folgenden sind einige Schlussfolgerungen der Diskussionen zusammengefasst:
• Es besteht die Notwendigkeit, weiterhin Lebensmittelstandards zu schaffen, die ein klares Ziel verfolgen und nützlich für die Mitgliedsstaaten sind.
• Die Diskussion zu verwandten Themen muss durch Beteiligung unterstützt werden und gleichzeitig darf der Kernbereich nicht aus den Augen verloren werden.
• Der Ruf des Codex ist zu stärken, damit dieser überall für sichere und gesunde Lebensmittel steht.
• Es muss agil bzw. flexibel gehandelt werden und weiterhin auf den Verbraucherschutz sowie globale Herausforderungen eingegangen werden.
• Es muss sichergestellt werden, dass die Mitgliedstaaten die Codex-Komitees so zu schätzen wissen, dass sie ihre besten Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler entsenden, damit diese einen Beitrag zur Arbeit leisten, sowie starke Vertreterinnen und Vertreter verpflichten, damit der Codex als Gebiet/Bereich angesehen wird, zu dessen Arbeit die Menschen gerne beitragen möchten.
• Das System muss weiterhin hinterfragt werden (insbesondere im Hinblick auf die nachhaltigen Entwicklungsziele und die Nachhaltigkeit im Allgemeinen), während gleichzeitig der zunehmende Bedarf an Richtlinien im Rahmen eines Maßnahmenpakets für eine sichere und nachhaltige Welt berücksichtigt werden muss. Die Nahrungsmittelsicherheit ist wichtig, aber sie ist nur eine der tragenden Säulen; es müssen Wege gefunden werden, sie mit den anderen Säulen zu verbinden.

Podiumsgäste

Leporati schloss in Chile eine Ausbildung zum Tierarzt ab und hat zudem einen Doktortitel der Wirtschaftswissenschaften im Bereich Ernährungsgrundlage und Umwelt der Universität Neapel, Italien.
Er ist Experte für Nahrungsmittelsicherheit und arbeitet zur Zeit als Direktor bei CERES BCA, einem Unternehmen für Biosicherheit und Lebensmittelqualität, und als Präsident eines chilenischen Unternehmens im Bereich Nahrungsmittelschutz. Er ist als internationaler Berater für eine Reihe internationaler und UN-Organisationen tätig sowie für verschiedene Regierungen und Unternehmen in Lateinamerika.
Leporati war zuvor in der chilenischen Nahrungsmittelqualitätsbehörde tätig und leitete beim Codex Arbeit als Vorsitzender des FAO/WHO-Koordinationsausschusses für Lateinamerika und die Karibik.
Er hatte zudem eine Beraterfunktion im Kabinett der Landwirtschaftsminister. Er hatte Leitungs- und Lehrpositionen an mehreren Universitäten inne und hat internationale Kooperationsprojekte geleitet.

Miyagishima hat über 30 Jahre Erfahrung im Bereich Gesundheit und Nahrungsmittelsicherheit in verschiedensten Branchen. Nach seinem Studium im Bereich Medizin, öffentliche Verwaltung und Physiologie trat er als Amtsarzt ins japanische Ministerium für Gesundheit und Wohlergehen ein. 1994 trat er in die WHO ein und 1998 wurde er außerordentlicher Professor für die öffentliche Gesundheit und Gesundheitspolitik an der Universität von Tokio, Japan. Er hat zudem als Leiter der Codex Alimentarius Commission der FAO/WHO, als Deputy Director General der Welttiergesundheitsorganisation und als Leiter der Abteilung für Lebensmittelsicherheit und Zoonosen der WHO fungiert.
Er ist zur Zeit Gastprofessor an der Universität Nagasaki, Berater bei Aeon Co. Ltd. und Mitglied des Lenkungsausschusses der Global Food Safety Initiaitve.

Reid ist zur Zeit als stellvertretende Ständige Vertreterin bei der FAO in der Botschaft Neuseelands in Rom beschäftigt. Mit einem fachlichen Hintergrund in der Lebensmittelwissenschaft und ernährungsbezogenen öffentlichen Gesundheit, hat Reid mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Arbeit für die neuseeländische Regierung in den Bereichen Handel und Marktzugang, Ernährungspolitik, wissenschaftliche Risikobewertung und internationale Lebensmittelregeln.
Ihre vorherigen Positionen beinhalteten die Leitung des Teams für Lebensmittelwissenschaft und Risikobewertung mit Verantwortlichkeit für die Bereitstellung wissenschaftlicher und fachlicher Beratung auf der Ministerebene und Untermauerung nationaler und internationaler Lebensmittelregeln.
Reid hatte die Leitung der neuseeländischen Delegation in zwei Codex-Komitees inne und leitete die weltweite Arbeit an der Überarbeitung des Codex-Standard für Folgenahrung.

Maria Helena Semedo, stellvertretende Generaldirektorin der FAO, ist eine kapverdische Ökonomin und Politikerin. Als führende Expertin auf dem Gebiet globaler Entwicklungsfragen war sie mehr als 30 Jahre im öffentlichen Dienst tätig. Innerhalb des vergangenen Jahrzehnts hat die FAO dazu beigetragen, ein neues, internationales Narrativ zu schaffen, in dem der landwirtschaftliche Sektor als Lösung für die immer komplexeren und neu auftretenden Herausforderungen unserer Zeit anerkannt wird – vom Klimawandel und dem Verlust an biologischer Vielfalt über die Zerstörung von Ökosystemen bis hin zur Überfischung. Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, verfolgt Semedo einen integrierten Ansatz, der zu einem erhöhten sektoübergreifenden Austausch sowie der Förderung von strategischen Partnerschaften beiträgt, was wiederum die FAO in ihrer Rolle als Unterstützerin des Wandels hin zu effizienteren, inklusiveren, resilienteren und nachhaltigeren Agrar- und Ernährungssystemen stärkt. Als eins der wichtigsten Mitglieder des FAO Core Leadership Teams leitet Semedo Leuchtturm-Initiativen wie das FAO Green Cities Action Programme, die FAO-Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels und die Stärkung des globalen “One Health”-Ansatzes. Sie unterstützt hochrangige Multi-Stakeholder-Dialoge, die den weltweiten Einfluss und innovativen Fortschritt der über Fachwissen und Erfahrungen aus über 75 Jahren verfügenden Organisation erweitern, was zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele beiträgt. Semedo ist eine konsequente Verfechterin der Teilhabe von Frauen und ist bekannt für ihre Arbeit in den Bereichen der Gleichstellung und der Parität. Seit Oktober 2019 ist sie Vorsitzende des FAO-Ausschusses für Frauen und war maßgeblich an der Ausgestaltung des Mentorenprogramms der Organisation beteiligt. Das Ziel dieses Programms besteht darin, einen gerechteren und transparenteren Arbeitsplatz zu schaffen. Bevor Semedo im Jahr 2013 ihr derzeitiges Amt übernahm, sammelte sie wertvolle Erfahrungen in Afrika, zunächst als FAO-Repräsentantin im Niger (2003-2008), anschließend als stellvertretende Leiterin des afrikanischen FAO-Bereichs und regionale Leiterin für Westafrika (2008-2009) und schließlich als Leiterin des afrikanischen FAO-Bereichs (2009-2013). Vor ihrer internationalen Karriere arbeitete sie als Ökonomin für das kapverdische Ministerium für Planung und internationale Zusammenarbeit. Daraufhin war sie als Staatssekretärin für Fischerei und ab 1993 als Ministerin für Fischerei, Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten tätig – als erste weibliche Ministerin ihres Landes. Nachdem sie das Amt der Ministerin für Tourismus, Verkehr und Meeresangelegenheiten ausgeübt hatte (1995-1998), war sie bis 2003 Parlamentsabgeordnete.
Ehrungen und Auszeichnungen
November 2019:
• Crans Montana Forum – Prix de la Fondation
Dezember 2018:
• Rio-Branco-Orden, verliehen durch die Regierung von Brasilien
• Doktortitel honoris causa, verliehen durch die Universidade Aberta in Lissabon, für ihre Arbeit im Bereich der globalen nachhaltigen Entwicklung
März 2018:
• Auszeichnung als “Woman of the Year” beim 2018 Women Diplomats Day in Portugal
Mai 2008:
• Verdienstorden Nigers für ihren herausragenden Beitrag im landwirtschaftlichen Sektor

Wolff trat dem Sekretariat der Welthandelsorganisation im Jahr 1999 bei. Ihr Aufgabenschwerpunkt liegt im WTO-Übereinkommen über die Anwendung gesundheitspolizeilicher oder pflanzenschutzrechtlicher (SPS) Maßnahmen. Wolff ist Leiter des SPS-Komitees und Leiterin der SPS-Abteilung in diesem Sekretariat; zudem verfügt sie über umfangreiche Erfahrungen im Bereich Streitbeilegung und in der fachlichen Unterstützung. Vor mehreren Jahren arbeitete Wolff bei der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wo sie Projekte in den Bereichen landwirtschaftliche Entwicklung und Schutz natürlicher Ressourcen in Westafrika leitete. Wolffs Hintergrund ist Agrarökonomie und Entwicklungsforschung.

 

Moderation

Heilandt ist seit 2014 Leiter der Codex Alimentarius Commission der FAO/WHO. Er trat dem Sekretariat 2005 als Senior Officer mit Verantwortlichkeit für Kommunikation bei.

Von 1994 bis 2005 war er bei der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) in Genf zunächst im Sekretariat für internationalen Empfehlungen und Abkommen zum Straßentransport von Gefahrgütern und später als Leiter der Arbeitsgruppe zu landwirtschaftlichen Qualitätsstandards tätig. Zuvor sammelte er in der Privatwirtschaft, u. a. in der Chemiebranche und der Unternehmensberatung Erfahrungen.
Heilandt ist deutscher Staatsangehöriger und hat Abschlüsse in Mathematik und Informatik von der Universität Düsseldorf.

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