Verlinkung von indigenem Wissen in Transformationsprozessen nachhaltiger Ernährungssysteme– Konzepte und Beispiele

 

Welthungerhilfe
Humboldt Universität zu Berlin
ZALF e.V.

Zeit: Freitag, 20. Januar 2023, 11:30 – 13:00 Uhr

Raum: M2-M3

Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch

Zusammenfassung:

Vor dem Hintergrund einer multidimensionalen Ernährungskrise wurde auf dem Fachpodium “Linking indigenous knowledge with transformation processes of sustainable food systems“, das gemeinsam von der Deutschen Welthungerhilfe e.V., dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) & der Humboldt-Universität zu Berlin ausgerichtet wurde, die zentrale Rolle indigener Völker und ihrer Wissenssysteme für die Gestaltung gerechter, inklusiver, nachhaltiger und resilienter Ernährungssysteme diskutiert.

Die Moderatorin Dr. Katharina Löhr (ZALF) begrüßte über 150 Teilnehmende zur Diskussion, die Prof. Joachim von Braun mit einer Keynote eröffnete. Anhand der Präsentation von Best Practices und deren Skalierungspotential zur Förderung besserer Verknüpfungen zwischen “indigenen” und “akademischen” Wissenssystemen konnten Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis (Collela Madjebi BE, Tania Eulalia Martinez-Cruz, Dr. med. Fatimata Koné & Dr. Céline Termote) die Kompatibilität der unterschiedlichen Systeme herausstellen.

Es wurde deutlich, dass technologische, soziale & politische Innovationen in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften entwickelt werden müssen, wobei deren traditionelle Wissenssysteme zu respektieren & zu fördern sind. Dies erfordert unterstützende politische Maßnahmen, die eine gleichberechtigte Repräsentation indigener Völker und ihrer Wissenssysteme in politischen Prozessen auf allen Ebenen sicherstellen, wie die Kommentatorin Asja Hanano (WHH) zusammenfasste.

Keynote Sprecher

Joachim von Braun ist renommierter Professor für wirtschaftlichen und technologischen Wandel am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn. Seine Forschung konzentriert sich auf die Bereiche wirtschaftliche Entwicklung, wissenschafts- und technikbasierte Politik, Bekämpfung von Armut, Lebensmittel- und Ernährungssicherheit, Landwirtschaft, Ressourcenökonomik und Handel. Von Braun ist Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Mitglied in zahlreichen Wissenschaftsakademien, unter anderem in Asien und Afrika. Er ist Vize-Präsident der Welthungerhilfe. Beim UN-Gipfel zu Ernährungssystemen hatte er den Vorsitz der wissenschaftlichen Beratungsgruppe inne. Er war Generaldirektor des in Washington, D.C., ansässigen Internationalen Instituts für Ernährungspolitik und Ernährungsforschung (IFPRI).

Podiumsgäste

Asja Hanano, Leiterin der Policy & External Relations Abteilung und des Berliner Büros der Welthungerhilfe
Asja Hanano leitet seit 2019 die Abteilung für Policy & External Relations und das Berliner Büro der Welthungerhilfe (WHH). Sie hat 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe und ist seit 2011 für die WHH tätig. Vor ihrem Wechsel nach Berlin war sie 15 Jahre in verschiedenen Ländern tätig, u.a. als Länderdirektorin in Nepal und Liberia sowie für andere internationale NGOs in Südsudan, Myanmar und Äthiopien. Asja Hanano nutzt ihre praktischen Erfahrungen gerne, um sich für politische Veränderungen im Sinne der Beseitigung von Hunger und für die Verwirklichung des Rechts auf angemessene Nahrung einzusetzen und die Verzahnung von programmatischer und politischer Arbeit zu stärken. Ihre Leidenschaft gilt der Bewältigung struktureller Ursachen von Hunger und Armut und der Gewährleistung, dass Bedürfnisse der Menschen vor Ort in politischen Prozessen aufgegriffen werden.

 

Dr. med. Fatimata Konè ist Ernährungsmedizinerin und Projektleiterin der Welthungerhilfe in Mali, wo sie seit mehr als zehn Jahre arbeitet. Sie verfügt über umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Lebensmittel- und Ernährungssicherheit sowie Not- und Übergangshilfe. Dr. med. Fatimata Konè erhielt ihren Doktortitel der Medizin am Fachbereich für Medizin, Pharmazie und Zahnheilkunde der Universität Bamako. Derzeit leitet sie in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und dem Welternährungsprogramm ein Nothilfeprojekt in zentralen Gebieten Malis (Mopti & Segou). Das Ziel des Projekts besteht darin, langfristig Vertriebenen und hilfsbedürftigen Gruppen der ländlichen Bevölkerung durch bedingungslose Lebensmittelversorgung Zugang zu Nahrungsmitteln, Ernährungssicherheit und nachhaltigen Lebensgrundlagen zu gewährleisten.

Collela Madjebi Be ist Projektleiter von ProSAR beim Groupement Semis Direct de Madagascar (GSDM) und verfügt über umfangreiche Kenntnisse im Bereich der Agrarökologie. Bevor er Teil von GSDM wurde, sammelte er mehrere Jahre Erfahrung als technischer Assistent für die Vorbeugung von Ernährungskrisen (FAO CSA, PROACTING) sowie als Landwirtschafts- und Umweltmanager (Fiantso Madagascar & Welthungerhilfe, SILVER) in Madagaskar. Im Rahmen des vom BMZ initiierten und von GIZ Madagaskar umgesetzten Projekts ProSAR stellt GSDM seine agrarökologische Expertise zur Verfügung, um die Lebensmittel- und Ernährungssicherheit von hilfsbedürftigen und mangelernährten Landwirten im südöstlichen Distrikt Vondrozo in Madagaskar zu stärken. Seit 2018 hat er einen Masterabschluss in Agrartechnik von der Universität von Antananarivo.

Tania Eulalia Martinez-Cruz ist interdisziplinäre Forscherin und eine indigene Frau der Ëyuujk aus Mexiko. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Laboratory of Anthropology of Contemporary Worlds in Brüssel und Beraterin für globale Wasserprozesse und indigene Völker der UNDP-SIWI Water Governance Facility am Stockholm International Water Institute. Sie hat 15 Jahre Erfahrung mit Themen der internationalen Entwicklung. Sie nutzt ihre Forschung und Arbeit mit indigenen Organisationen und anderen Interessensvertretern, um für die Bedeutung von indigenen Erfahrungen und Praktiken für globale Herausforderungen wie Wasser- und Lebensmittelversorgung, Ernährungssicherheit, Klimawandel und Biodiversitätsverlust einzustehen.

 

Dr. Céline Termote ist leitende Wissenschaftlerin der Alliance Bioversity International-CIAT, mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Entwicklungsforschung in Subsahara-Afrika. Ihre interdisziplinäre Arbeit kombiniert Ethnobotanik, Agrarökologie, nachhaltige Ernährungssysteme, Ernährungsvielfalt und -qualität, mit Schwerpunkt auf gemeinschaftsbasierten, partizipativen Konzepten. Als Teamleaderin des Forschungsprogramms zu Lebensmittelumgebungen und Konsumverhalten in Afrika leitet sie ein Team von ca. 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in den Bereichen Wertschöpfungskette, Marktintegration, Erforschung und Förderung von Agrarbiodiversität für Ernährungsvielfalt, Lebensmittelumgebung, Ernährungsbildung und Ernährungsverhalten tätig sind. Dr. Termote hat einen Ph.D. von der Universität Gent in Belgien.

Moderation

Dr. Katharina Löhr ist stellvertretende Leiterin der Arbeitsgruppe “Nachhaltige Landnutzung in Entwicklungsländern” am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit liegt auf sozioökologischen Systemen und dem Zusammenspiel von sozialen Beziehungen und Praktiken für die Bewirtschaftung von natürlichen Ressourcen. In ihrem derzeitigen Projekt beschäftigt sie sich mit Rekultivierung, Diversifizierung, Agrarforstwirtschaft, Lebensgrundlagen und Folgenabschätzung. Ihre Forschung im Bereich der Ernährungssicherheit konzentriert sich auf integrierte Ernährungssysteme sowie die Frage, wie akademisches Wissen und praktische Erfahrungen miteinander verknüpft werden können. Dr. Löhr hat einen Ph.D. in Agrarökonomie von der Humboldt-Universität zu Berlin.

 

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